The Human (?) Touch

Robotik Installation, 2019

In der digitalisierten Welt nimmt die menschliche Entfremdung mehr denn je zu. Unsere Interaktionen tauchen immer tiefer in technologisierte Netzwerkströme ein und bringen zwischenmenschliche Beziehungen auf eine künstliche Ebene. Taktile Erfahrungen sind zunehmend maschinell basiert - wir berühren unsere Tastatur, unser Smartphone, unser Tablet. Wir brauchen Hilfsmittel, um miteinander zu kommunizieren. So isolieren wir uns auf perverse Weise in einer Blase der Unberührbaren.

Auf einer Box sind zwei Roboterarme mit Silikonnachbildungen menschlicher Hände montiert. Davor, zwischen den Roboterarmen, befindet sich eine Kinnstütze. Legt eine Person ihr Kinn darauf, wird der Mechanismus aktiviert, die Silikonhände bewegen sich auf die Person zu und beginnen behutsam, ihr Gesicht zu streicheln.

Jemandem die Wangen zu streicheln, ist intim, aber nicht zu sehr. Es drückt Liebenswürdigkeit aus, ohne die Grenze des Anstands zu überschreiten. Entlang dieser Grenzen beleuchtet das ausgestellte Kunstwerk die Geste der Gesichtsberührung und erforscht deren Körperlichkeit. Ein sorgfältig konstruierter Mechanismus bietet eine intime Geste auf künstlicher Ebene an: Die Roboterhand, die unser Gesicht berührt und streichelt, fühlt sich zugleich unheimlich und vertraut an. Hier rückt die Beziehung zwischen Mensch und Kunstgebilde ins Blickfeld. Wie stehen wir zu einem Roboter oder einer potenziellen KI, die sich ihrer selbst voll bewusst ist? Angesichts technologischer Zukunftsprognosen wird es nicht nur notwendig, sondern essenziell, sich diese Frage zu stellen. Können wir diese Art von Beziehung in unsere „menschliche“ Welt integrierten und rational darüber reflektieren? Ist das bestehende philosophische und soziologische Rahmenwerk in der Lage, einen solchen Diskurs zu unterstützen oder müssen wir ein neues entwickeln? Könnte all das ein Weg sein, körperliche Interaktion zu fördern oder ist es nur ein weiterer Schritt in Richtung Isolation und Einsamkeit?